Lucky war 2 Jahre alt, als wir ihn 1991 aus dem frankfurter Tierheim geholt haben.
Er wollte mit uns gar nicht den obligatorischen Probespaziergang machen. Samstags kam immer ein junges Mädchen, um mit ihm Gassie zu gehen und auf dieses Mädchen wollte er unbedingt warten.
Dieses Verhalten hat mich zutiefst beeindruckt und wir wussten, wenn er sich an uns gewöhnt hat, wird er an uns genauso hängen wie an seiner Gassiegeherin.
Die Tierheimleitung wollte uns Lucky allen Ernstes ausreden, weil er Probleme mit der Hüfte hatte. Einen Tag später, am Sonntag bewahrheitete sich dieses Problem dann gleich auch, das Wetter wechselte und Lucky konnte nur noch auf drei Beinen gehen.
Wir fuhren am daurauffolgenden Montag, mit Lucky zu unserem Tierarzt, um der Sache auf den Grund zu gehen und liessen ihn in Narkose röntgen. Schon auf dem Röntgentisch, lies sich das linke Hinterbein fünf Zentimeter länger ziehen als das Rechte.
Das Röntgenergebnis war niederschmetternd, er hatte links schwerste arthrotsiche Veränderungen und der Hüftkopf war komplett aus der Hüftpfanne luxiert. Eigentlich ein Ergebnis, bei dem eine Euthanasie, die beste Lösung für ein Tier ist. Glücklicherweise hatte sich gerade zu dieser Zeit in München die Uniklinik auf den Austausch von Hüftgelenken für Hunde spezialisiert.
Lucky wurde eine Woche später in München operiert und nach sechs Wochen konnte er nach langer Zeit wieder schmerzfrei laufen. Das Gesicht unseres Hundes werde ich nie vergessen, als er das erste Mal wieder rennen durfte und ihm dabei der Hüftkopf nicht aus der Pfanne rutschte, was wirklich äußerst schmerzhaft ist, dieses Gesicht war unglaublich.
Ich werde dieses Erstaunen und Glücklichsein nie vergessen. Meine Mutter und ich standen im Englischen Garten in München und hätten heulen können, über den irren Schäferhund, der wie verrückt eine Runde nach der anderen drehte.
Lucky war der beste Beweis dafür, dass Schutzhunde Ausbildung eine Veränderung bewirken kann. Zeitlebens hat er auf Armehochreissen, schnelle Bewegungen oder laute Menschen mit Aggression reagiert. Manchmal fühlten wir uns mit Lucky wie auf einem Pulverfass, jederzeit konnte er sich bedroht fühlen und dann laut bellend auf Menschen zuschiessen, wir mußten immer vorausschauend sein mit diesem Hund.
Unvergesslich ist uns allerdings seine unglaubliche Liebenswürdigkeit mit Welpen und wie verspielt er bis zum Schluss war. Für Bälle oder Stöcke hätte er alles getan, stundenlang konnte er auf einem Ball herumknatschen. Er ist sogar mit Bällen im Maul eingeschlafen, es war ihm wohl zu gefährlich auch nur einen Moment seinen Ball aus den Augen zu lassen.
Leider habe ich es nicht mehr geschafft auch nur die leiseste Leidenschaft für den Hundesport in ihm zu wecken. Die frühen Erfahrungen mit seinem ersten Besitzer, der wohl einen Schutzhund aus ihm machen wollte, hatten gereicht seine Begeisterung für Hundesport für immer zu tilgen.
Ich habe monatelang versucht ihn für Fährte zu begeistern mit allen Mitteln. Das leckerste Futter, selbst Fleisch konnte ihn nicht überzeugen, dass die Zusammenarbeit mit Menschen toll sein kann. Er wurde dann Frührentner und Ballwächter als Woodstock bei uns einzog!