Woodstock

Woodstock

Ich werden nie diesen Tag vergessen, als ich sie das erste Mal auf dem Arm gehalten habe. Sie war so groß wie ein Meerschweinchen und hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Maulwurf als mit einem Hundekind. Unglaublich, wie klein und hilflos mein grosses Mädchen damals war, sie war in diesem bedeutenden Moment genau 14 Tage alt!

Mein Herz schlug von da an, nur noch dem Abholtermin entgegen und ich habe jeden verstrichenen Tag im Kalender abgehakt, voller  Ungeduld und heißer Vorfreude. Meine Mutter,  mußte mit mir natürlich noch einmal nach Nürnberg fahren, als Woodstock 4 Wochen alt war. Ich hätte es nicht ausgehalten so lange zu warten, ohne sie noch einmal, in diesen 6 unendlich langen Wochen zu sehen.
Mit Woodstock verband mich von der ersten Minute an ein festes Seelenband. Sie war immer um mich herum und ich hielt es auch keine Minute ohne sie aus. Ich bin mir sicher, es war Vorbestimmung, dass wir Beide uns finden sollten.

Woodstock war unglaublich entzückend, anfangs jedoch eher ängstlich im Umgang mit anderen Hunden. Ihre Unsicherheit legte sich schnell, weil wir ständig unterwegs waren und Gott und die Welt kennen lernten.  Ich ging damals noch zur Schule und hatte sehr viel Zeit. Jede freie Minute bin ich mit Lucky und Woodstock, in die umliegenden Felder und Wiesen losgezogen.

Ich startete sofort mit Woodstocks Ausbildung und als sie 12 Wochen alt war, begannen wir mit der Fährtenarbeit und den ersten Grundübungen wie Fuß, Hier und all den anderen Signalen.  Sie war wie ein Schwamm und sog die Übungen nur so auf.
Ich glaube wir waren beide sofort süchtig auf gemeinsames Arbeiten. Mit sieben Monaten begannen wir die ersten Agility- und Breitensportelemente auszuarbeiten, in dieser Zeit gab es keinen Tag, an dem wir nicht irgendetwas unternommen oder geübt hätten.

Wir waren sehr schnell erfolgreich und haben an verschiedenen Prüfungen und Wettkämpfen teilgenommen. Leider hatte Woodstock schwere Hüftgelengsdysplasie und wir durften Agility und Breitensport nur so lange machen, bis mein süsses Mädchen anfing anzuseigen, dass es ihr keinen Spass mehr machte zu springen.
Bis ins hohe Alter fing sie jedoch an, glänzende Augen und ein strahlendes Gesicht zu bekommen, wenn sie die Geräte sah.
Ab und zu liess ich sie dann durch einen sehr niedrig gestellten Parcour gehen, immer ein Vergnügen für sie.

Mit zweieinhalb Jahren mußten wir sie nach München bringen, damit sie eine künstliche Hüfte auf der linken Seite eingesetz bekam. Danach verlegten wir unsere Aktivitäten mehr und mehr auf den Fährtenhundesport, weil diese Ausbildung gelenkschonend war.
Glücklicherweise gefiel meiner Maus diese Ausbildung und wir qualifizierten uns für die Landesmeisterschaft im Fährtenhundesport.
An dieser Prüfung haben wir dann nicht mehr teilgenommen, weil ich beruflich immer mehr eingespannt wurde und leider keine Zeit mehr hatte, mehrmals die Woche zu üben.

Als ich 1997 hauptberuflich anfing Ausbilderin zu sein, hat sie so manches Mal für Gelächter gesorgt, wenn sie wie ein Schatten hinter mir die Übungen überwachte. Sie ignorierte dabei andere Hunde völlig, egal ob aufdringlich oder aggressiv, ich glaube sie hielt sich für die Qualitätskontrolle.
1998 begannen dann leider immer mehr Knochen-und Gelenksprobleme Woodstock das Leben schwer zu machen. Sie fing an auf andere Hunde aggressiv zu reagieren, in dem Bestreben sie von sich fern zu halten.

Leider wurde mit 7 Jahren ein Bandscheibenvorfall in Höhe der Brustwirbel bei einer Untersuchung übersehen. Dieser Vorfall sorgte für schwerwiegende Schäden im Rückenmark.
Wir wurden im Juli 2003 an eine Neurologische Praxis in Wiesbaden überwiesen. Dieser Arzt gab sein Bestes und operierte Woodstock am Rücken. Zunächst sah alles auch richtig gut aus für uns, leider erholte sich Woodstock nicht mehr von den Folgen der zweijährigen Schädigung.

Ich hielt mein Mädchen am 15.09.03 um 13:00 Uhr zum letzten Mal in meinen Armen und als sie starb, nahm sie einen großen Teil von mir mit und liess zu gleichen Teilen so viele unglaubliche Momente in mir zurück, dass jederzeit in meinem Leben ein Lächeln tief in mir anklingt, wenn ich an sie denke.
                                                                                                                               Maus, ich werde Dich immer vermissen...........
Share by: